BUSCHCLUB – SCHWERIN 15.10.2005

Schwerin, Schwerin, wir fahren nach Schwerin! (Oh krankes Fußballhirn....)

Der „Buschclub“ ist eine „location“, die sich von dem üblichen Rahmen der Rock & Roll Austragungsorte stark abhebt. Benannt nach Ernst Busch, dem Gründer des legendären DDR Rock-Labels „Amiga“, auf dem neben etlichen einheimischen Künstlern z. B. auch „Kiss“ und „AC/DC“ im Osten erschienen und die ehemaligen Bonzen wahrscheinlich an den Rand des Wahnsinns oder mitten hinein in den selbigen trieben. 4/4 Takt „Soziarhythmus“ der härteren Gangart oder akustische Tellerminen aus Vinyl..

Ende 1987 als FDJ Jugendhaus gegründet und nach dem Fall der Mauer als Freie Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt weitergeführt, geht der Club nun mittlerweile in seine 18. Saison.

Tägliche Angebote für Kinder und Jugendliche in Sachen Freizeit, Hausaufgaben- und Bewerbungshilfe, Ferienlager usw. sind nur einige sinnvolle Aspekte. Gesponsert unter anderem von der Stadt, lokalen Firmen aber auch Fußballvereinen wie Hansa Rostock, VfL Bochum und Bayer Leverkusen. Also doch irgendwie Fußball.

„Busch“ steht also auf gar keinen Fall für „Blutarm und schwach“ sondern für engagierte, mannigfaltige Sozialarbeit in kalten Zeiten, ohne daß der Spaß zu kurz kommen soll.

Und dafür sollen heute die ENKELZ sorgen. Wohlan, Leute, euer Wunsch sei uns wiederum Befehl. Denn auch hier waren wir schon einmal und haben die Meute ordentlich zugeonkelt. Zunächst einmal frohlockt unsere bookerin und „Merchandise“ Steffi. Ist sie doch hier zu Hause und hat ein echtes Heimspiel ohne lästige Kilometerfresserei.

Die Kulisse rund um den Club dürfte Herrn Weidner an jene tristen Bauten erinnern, in denen er einen Teil seiner Jugend verbracht hat. Drinnen ist dann eher angenehm heimelig.

Der Club ist für ca. 350-400 Leute ausgerichtet und so viele werden auch erwartet. Vorher der leidige Soundcheck, der dann zum ersten male in der noch jungen Bandgeschichte zum Desaster hoch drei wird. Ein ahnungsloser Tonmischer, der sein Equipment nicht beherrscht und die Band komplett in den noch kompletteren Frust treibt. Die Anlage, nicht eben unterdimensioniert und beim letzten Auftritt im April absolut zufriedenstellend, klingt auch nach weit über einer Stunde wie ein Ghettoblaster aus der Woolworth. Ungefähr ein Zehntel wie der Monitorsound in Bremen. Es wird ernsthaft überlegt, den Auftritt abzusagen, da sich keiner blamieren will und der Meute ein derartig eierloses Lüftchen nicht zumutbar ist. ENKELZ unplugged? Z. Zt. lieber nicht.

Die Rettung naht unerwartet in Form eines mehr als fitten Aufbauhelfers. Controller von minus 10 auf minus 2, Limiter aus dem Tal der Stille ins Licht der Sonne geregelt und schon ist in 5 Minuten ordentlich Dampf auf dem Kessel. Ein richtiger Rock´n Roller, der Controller.

Die Laune geht kollektiv spürbar in den grünen Bereich zurück und sofort wird eine bahnbrechende These zum Wohle der gesamten Rockwelt kreiert. Für den Check der Gesangsmikros eignen sich Begriffe aus der Welt der Backwaren ganz besonders gut: Schwarzbrot, Christstollen und Weißbrot. Eindeutiger loser: Pumpernickel.

Im von Steffi erstklassig hergerichteten Backstage Bereich entspannen sich die Herren Musiker sportiv und beharken sich exzessiv beim Tischfußball zwischen Kreisklasse- und Bundesliga Niveau. Von draußen dröhnt zum dritten male die gleiche CD vom besagten Mischer mit quälender Hippie Mucke aus dem Bereich „Joint meets Nebel zwischen Woodstock und vorderem Orient“ und wir müssen ENKELZ adäquate CD´s aus dem Bandgefährt zur Rettung der Stimmung und des 4/4 Takts herbeiholen.

Die Show, bestehend aus den obligaten 2 sets und Zugabenteil, liegt wiederum zwischen Spielfreude und mittlerweile auch gefestigter Routine. Der Club ist fast ausverkauft und die Stimmung positiv bis ausgelassen. Erstaunlich wiederum, daß etliche Besucher bis zu 300 Kilometern und mehr Anreise auf sich nehmen.

Weit nach Mitternacht ist Jede/r zufrieden und nach einem oder mehreren Abschiedsdrinks (außer den Fahrern) mit dem freundlich engagierten Personal schwingen wir uns in die beiden Autos um nach weniger als einer Stunde Fahrtzeit wieder in Hamburg zu sein.

Vom anfänglichen Soundstreß einmal abgesehen bleibt festzustellen: Gute Laune stiften war nicht „Schwer in Schwerin“.

Knutzen