CASTROP-RAUXEL SPEKTRUM

Endlich wieder in den „Pott“. Allerhöchste Zeit, Wesel ist schon viel zu lange her.

Der Sänger hat die gesamte Woche im Westen „fremd“ tätowiert und reist folglich mit den Damen/Herren vom Merchandising sowie Licht separat an, da allesamt in mittelbarer Nähe von CA-RX beheimatet sind.

Auch die Backline ist mit der zusätzlichen gesamten Technik bereits seit Donnerstag unterwegs, bzw. schon vor Ort.

Insofern trifft sich das reduzierte Häuflein der ENKELZ Instrumentalisten und der Verfasser dieser Zeilen frühmorgens an einer Hamburger Autovermietung. Ein Audi A4 isses, Kennzeichen HH-QF, wir assoziieren, ganz im optimistischen Denken der Bande, erstmal „Quite Flott“.

Ist aber nicht. Da hat unsereiner endlich mal ´ne Rakete unter dem Arsch und die gesamte Strecke bis nach Dortmund wird ausnahmslos von (Prinz) Valium gesponsert.

Der Verkehr läuft nämlich eher zäh als flüssig, was bekanntlich keinerlei Art von Verkehr gut tun kann. Analog zu dieser platten Aussage trotteln wir im traurigen Trecker Tempo über den verregneten Asphalt. Trecker ist noch unter Truck und damit trostlos.

Der Auftritt sollte ursprünglich in Herne stattfinden. Dagegen haben allerdings 2 lokale, offensichtlich geistig benebelte Wichte der Kategorie „Politiker“ mächtig opponiert. Gilt es doch, die Region vor „politischem“ Unheil zu bewahren. Selbst eine „Gegen ENKELZ Demo“ von generös geleiteten Gutmenschen wird im vollidiotischen Vorfeld erörtert.

Im Nachherein ein fettes Dankeschön an die beiden debilen Schwachköpfe, die Lokation wäre eh von zu geringem Fassungsvermögen gewesen.

Eine fehlerhafte Wegbeschreibung spendiert uns noch einen Umweg von ca. 130km ehe wir im „Spektrum“ eintrudeln. Der Schuldige übt sich in Demut, gesteht, empfängt 20 Peitschenhiebe, gelobt bei Jackie D. mit Cola Besserung und darf/muss weiterleben. Die Anlage steht bereits, lediglich der Soundcheck steht noch an.

Backstage geht´s kreativ hoch her. Ein internes Spontankonzert passiert: 4 Lieder der neuen ENKELZ CD werden von Herrn Krassmann, Achimo und Krid akustisch gejammt.

Akustikbass, hart flappendes „Schlagzeug“ per flacher Hand auf Jeans behosten Oberschenkeln mit Turnschuh Doppelbass auf Kachelfußboden plus mehrstimmiger Gesang ergeben im unterirdischen Gewölbe einen flotten Kellersound.

Die Intonierung der Gitarrenarbeit inkl. Soli vom nicht anwesenden Herrn Ronnzo übernimmt Achimo frappierend gekonnt per Stimme und gutturaler Kehlkopfvertonung, begleitet vom verträumten Rauschen in den zahlreichen Wasserleitungen unter der Decke.

So eine Art lockeres Strandleben Gefühl (Auf Neudeutsch: wellness hangover chillout sub beach feeling) entsteht, auch optisch untermalt durch Achimos neu erstandene Oberbekleidungs Klamottage.

Des Sängers „Snow Trail Contest“ Leibchen in gewagter Farbkombination mit keckem Kragen bringt unseren Shouter in die Nähe eines nächtlich spitzbübischen Animateurs auf den Malediven. Was für´n soul relaxer…

Es folgt die erste Begutachtung der G.O.N.D. DVD bei dem von Jenny erstklassig bestückten Catering. E.T. verköstigt eben auch normale Erdbewohner außerirdisch gut. (Bandintern)

Auf der Bühne heizt unsere Vorband „Depended“ bereits adäquat ein. Die Jungs sind Lokalmatadoren mit eigener, lautstärkerer Anhängerschaft, Mitveranstalter des heutigen Spektrum Spektakels und obendrein recht clever… stehen doch bereits kurz nach Ende der Veranstaltung bei „youtube“ diverse ihrer Darbietungen unter ENKELZ im net…

Trotzdem, deren Hardrock Version des ollen Extrabreit Klassikers „Flieger, grüß´ mir die Sonne“ empfinden wir als eine pazifistische Vorabversion des späteren „Bomberpiloten“.

Im Untergeschoß „wärmt“ sich die Bande für den bevorstehenden Auftritt körperlich auf. Jeder Orthopäde, Physiotherapeut oder sonstige Körperkundler kann wieder einmal nur entsetzt die Hände vor´s Gesicht schlagen.

Aduktoren verachtende Spagate, Sehnen malträtierende „Fuß an die Wand“ Stellungen oberhalb der eigenen Körpergröße und Liegestütze außerhalb jeden rechten Winkels machen die sportiven Bengels fit für die Bühnenshow.

Premiere als Opener feiert heute „Die ENKELZ Rocken Das Haus“ von der neuen CD. Obwohl selbstredend noch völlig unbekannt, lässt die Reaktion der Meute bereits jetzt eindrucksvoll erahnen, was an ungestümer Energie heute Nacht unter dem Dach munitioniert ist. Ruhrpottpower pur. Außerdem ist es eine RDV Veranstaltung (Rappel Dicke Voll, so ca. 1200 Wahnsinnige zwängen sich im Gemäuer).

Der Graben droht bereits jetzt zu brechen, alles wackelt bedrohlich, zumal keine Crash Barriers am Start sind sondern eine Art Vogelkäfigvergitterung für Wellensittiche. Bestenfalls noch zu gebrauchen als Absperrung für ältere Herrschaften, die unbeschadet den Raddampfer entern wollen, ohne ins Wasser zu fallen.

Ein Blick auf die Setliste lässt Böses (bewusst ohne „h“) befürchten. „Guten Tag“ ist nicht eben eine Ballade. Und so kommt es denn auch, die Energien potenzieren sich, der Graben ist so gut (schlecht) wie nicht mehr vorhanden.

Die sich mutig Entgegenstemmenden knicken ein, es hagelt blaue Flecken und Schnittwunden an den Händen. Das Konzert wird erst einmal unterbrochen um per Mikro weitere Security anzufordern. Untermalt von einer bluesig beruhigenden Session.

„Dunkler Ort“ geht noch halbwegs unbeschadet über die Bühne, bei „Lasst es uns tun“ bricht das FOH (Mischpult Anlagen für Klang und Licht) nahezu auseinander. Ein Hilferuf von Mark über das dortige Mikro fordert weitere Secus an, da das Konzert sonst nicht fortgesetzt werden kann.

Die Herren erscheinen, es geht weiter. Allerdings mit diversen Pfeif- und Piepeinlagen, denn diverse Biere sind beim Pogen in die seitlichen Verstärker und aufs Mischpult geflogen. Kollege Kurzschluss knistert kurzfristig kontraproduktiv.

Hopfen/Malzsaft, Wodka-RB und ähnliches in der Elektronik passen in etwa so zusammen wie Schalke und der BVB. Nun denn, jedes Getränk verdampft angesichts der herrschenden Temperaturen recht flott, nach ca. ½ Stunde kommt erstmalig so etwas wie Normalität auf, stimmungsmäßig immer am Rande des endgrünen Bereichs bei nun hammerhaft geilem Sound.

6 eigene, begeistert abgefeierte Lieder, ein enthusiastisch reflektiertes „Feuer“ mit anschließend ausgiebig solistischer Trommeleinlage, ein bemerkenswert pyramidonal finales Gitarrensolo beim „Buch der Erinnerung“, 2 Zugabenblöcke und ein Mob in Höchstform runden die Nacht nach genau 3 Stunden Spielzeit Party tauglichst ab.

Es bleiben zweifelsohne auch unangenehme Erinnerungen, nämlich in Sachen Sicherheit. Zum einen ist es gnadenlos unverantwortlich, bei einem ENKELZ Konzert Bier in Glasflaschen zu verkaufen, der Hallenfußboden gleicht nach dem Auftritt einem Schlachtfeld.

In diversen Ecken türmen sich die Scherben locker auf 10 bis 15cm Höhe, ein Begehen dieser Splitterlandschaft ohne Sicherheitsschuhe ist fußfeindlicher Frevel. Wenn sich da jemand auch noch lang machen sollte, dann gute Nacht.

Zum anderen können Glasflaschen theoretisch auch Wurfgeschosse sein…. Ist aber nicht passiert, danket dem Mob oder dem Herrn, ganz wie ihr wollt.

Die durchgebeulten, verknickten Absperrknittergitterchen können komplett auf den Müll. Bis auf das Eine, das ist in gesamter Länge in zwei unterschiedliche HÖHEN gezwirbelt ist. Level 1 und 2 laufen parallel, das Mittelteil im ca. 45 Grad Winkel, richtig schön akkurat, wie aus der Eisenbiegerei einer Werft. Klasse Reling für kleine Schiffe, so vom Unter- zum Oberdeck.

Für ganz „Arrogante“ wie uns natürlich ein kosmisches Unikat mit Symbolcharakter. Letztlich soll an diesem gar nicht so dunklen Ort vor uns bereits zweimal eine andere Kapelle des gleichen Genres zum internen Hamburger Tanztee Battle aufgespielt haben.

Wie uns etliche Anwesende aus dem Publikum teils erschüttert, „belustigt“ aber auch dankbar ob des heute Erlebten informieren.

Es gilt, noch kurz die gläsernen Stacheln aus den Schuhsohlen zu ziehen, letztlich will keiner mit klackernden Spikes das Pensionsparkett mit Schlieren brandmarken oder in Homburg als Sohlenhooligan auftauchen.

Knutzen