30.12.2005 TIVOLI BREMEN

2005: Mach´s Gut Du Schöne Zeit, Auf Wiederseh´n...

In schwerstens sinnentfremdeter Anlehnung (Eine Tribute Bande darf das) an diese Worte unseres allseits verehrten, ehemaligen Punk, Skin, Hooligan, Selbstfindenden, Weltverbesserer, Lyriker, Poeten, Philosophen und heutigen Geschäftsmannes.

Der letzte Auftritt der ENKELZ im alten Jahr steht an. Und das quasi „Zu Hause“. Wie das, als reine Hamburger Kapelle?

Bedauerlicher- und unverständlicher Weise existiert keine auch nur annähernd so genehme Lokation wie das Tivoli/Aladin im viel größeren Hamburg. Leider! Insofern tauschen wir Astra und Holsten gegen Bexx. Nicht ganz freiwillig aber mittlerweile doch sehr gern.

Wir fühlen uns hier mittlerweile wie „zu Hause“. Das liegt an mehreren Dingen. Frank H. ist zum dritten(!) mal in diesem Jahr ein exzellenter Gastgeber. Das Personal ist immer konform zwischen Wohlwollen und uneingeschränkter Sympathie, die Optik beider Läden ist einfach nur als allererste Sahne zu bezeichnen. Und zusammen sowieso unschlagbar.

Die vorhandenen technischen Bedingungen, von der Abseits gelegenen, anonymen Rampe zum Ausladen der Anlage, der Bühne über das Schlagzeug Podest bis hin zum Monitor- und PA Klangbild lassen keinerlei Wünsche offen, der „Laden“ liegt quasi um die Ecke und.. die Vibration, Chemie oder sonst was stimmt ganz einfach. Punktum Enklitantus in Phallus Bexxus Klitoria spirituale.

Auf Norddeutsch: Aus Bock. Up Platt: So mot dat sin, so wüllt wi dat hebbn.

So, genug gelobhudelt.

Wohlgemut, die erste ENKELZ CD im Gepäck, brettern wir los und erreichen nach einer Stunde und 10 Minuten (Rekord im positiven Sinne) die „Heiligen Hallen“.

Inklusive des bereits bekannten „Wir sind die ENKELZ“ werden heute erstmalig auch die „restlichen“, noch niemals zuvor live gespielten Vier der Fünf eigenen Lieder der Meute vorgespielt, das Theater ist wiederum ausverkauft, ebenso wie der Bus mit den Fanz aus Hamburg.

Ein bißchen knallig optischer Firlefanz kann zur Krönung also nicht schaden. So zur Feier der Nacht in Anlehnung an das morgige Sylvester. Folglich ordern wir größere Brutalo Böller und wahrhaft Waffenschein würdige Wunderkerzen für die Bühne und „höhere Ziele“.

Der schnauzbärtige Sheriff der Feuerwehr stellt dann fest, daß „unser Mann“, ebenso ego- wie pyromanisch veranlagt, keine Lizenz für sein zügelloses Zündeln hat. Daß heißt, der „Graben“ – also die Absperrung zwischen Bühnenrand und Wellenbrecher zum Publikum – muß infolge dieses massiven Mankos mindestens 2,5 Meter betragen. Der beaufsichtigende Beamte der Bremer Brand Behörde kostet obendrein noch 50 € die Stunde. Frank setzt den geforderten Abstand mit Cases und umgelegten Tischen Personal- und Zeit intensiv Pogo resistent um. Was bleibt, ist eine unglaublich arrogant wirkende Kluft zwischen Publikum und ENKELZ. Das geht gar nicht! Nie und Nimmer!

Wir sind Rock´n Roller und keine fundamental frenetischen Feuerwerks Fetischisten! Also raus mit der glimmrig glitzernden Glamour Glut inklusive integrierter Knalleffekte. Der Graben wird auf einen Meter Meute moderater Breite reduziert. Zurück zu komplett kompatibler Co-operations Konspiration. Mit Herz und Nähe für beide Seiten.

Endlich mal ein Auftritt, wo die negativ negierten Nicklichkeiten gen normal Null hätten tendieren können und dann vorweg so eine Scheiße. „Danke für Nichts“.

Über die Qualität des Klangs auf und vor der Bühne ist im Tagebuch vom 30. September alles Positive gesagt. Jedoch: Thomas thront heute über einem „PM 4000“, exakt dem Mischpult, mit dem die Onkelz 2004 ihre Abschieds Tournee bestritten haben. Keine weiteren Fragen.

Zur Feier des Tages hat Krid ein neues Resonanzfell mit dem ENKELZ Logo auf seine Baßtrommel gespannt. Genau DAS optisch optimierte, opulente Ornament, daß viele von euch auf ihrem ENKELZ Hemd tragen. Nur Zusammen, Nicht Allein.....

Der Tempel füllt sich langsam aber stetig. Im hektischen Geschehen hinter der Bühne, aber weit vor dem Auftritt, vernehmen zwei anwesende Band Mitglieder die ersten lautstarken Gesänge: „Wir Woll´n Die ENKELZ Sehn“.... usw.

Wohlgemerkt „Sehen“, keinesfalls „Hören“

Also gehen Achimo und Ronnzo feist grinsend in ziviler Kluft bei schummriger Beleuchtung auf die Bühne, zelebrieren den Kadetten Gruß (rein seemännisch, frei von jeglicher Ideologie!) und feixen sich zumindest Einen, wenn nicht gar Zwei. Die enthusiastisch Euphorisierten johlen einem Duo in Troyern zu. Für Nicht Nordlichter: Das sind die Pullover mit dem hängenden Kragen, hochgezogen aber weit über die Ohren reichend, bei denen die Reisverschlüsse knapp über den Brustwarzen enden. Alter Schwede... Nordish by Nature.

Urplötzlich hagelt es geballt Geschenke in Form von galant generösen, gütigen Gaben.

Druide Steffen vom BOSC überreicht, im Samt ausgeschlagenen Schrein, eine riesige Flasche Schampus mit absolut akribisch zisiliertem, lupenreinen ENKELZ Zertifikat als Etikett, IN WACHS GEGOSSEN!! Beschluß der Bande: Nur für die Galerie, Aussaufen ist nicht. Der Mann ist ein Künstler! Dem wird gehuldigt und sich entsprechend benommen.

Eine ebenso kreative wie Öffentlichkeits scheue Mitarbeiterin des BOSC aus der Nähe von Niedersachsens Hauptstadt – im öffentlichen Dienst beschäftigt – schenkt der Bande in Gegenwart eines süffisant schmunzelnden Ralf Werner die „Erste Goldene“. Geschmackvoll im ebenfalls Samt gefütterten Bilderrahmen eingebettet. Nachvollzogen anhand der CD, die in dieser Nacht erstmalig vorgestellt wird... Mit dem auf einer Messingplatte gravierten Schriftzug: „Ihr Seid Großartig! – Wissen Wir!“

Ein weiteres kleines Kunstwerk der Güteklasse 1 A.

Zur gleichen Zeit wird im Tempel ein Transparent der genehm geneigten Gefolgschaft entrollt. Der erste ENKELZ Fanclub ist geboren. Mit Hauptsitz Bremen. Sandy, Jens und Dennis haben den „ESC“, den „ENKELZ SUPPORTER CLUB“ ins Leben gerufen. Näheres dazu bei uns im Forum.

Wie, verdammt noch mal, soll man bei so viel lebensbejahender Einfühlsamkeit noch „böhse“ sein? Nun, genau so viel, wie die Heroen in ihrer Schaffensphase der ca. letzten 12 Jahre.

Frank H. kündigt vor ausverkauftem Hause noch an, daß die ENKELZ heute definitiv das letzte mal im „Tivoli“ gastieren. Es folgt ein geharnischt gellendes Pfeifkonzert. Die beglaubigte Begründung lautet: „Weil der Tempel zu klein ist, ab jetzt nur noch „Aladin“. Geht klar, und zwar am 29. April.

Die Meute tobt und diese Kulisse hält sofort den gesamten ersten Teil der Nacht über an. Die Hand Choreographie zu „Noreira“ ist mittlerweile ein glatter Selbstgänger, daß sämtliche Hände bei „Finde die Wahrheit“ die Sterne vom Himmel pflücken, ebenfalls. Das „Drum Outro“ könnte eventuell zum Schlagzeug Solo ausarten... Trommler, übernehmen Sie.

Kollektives Klatschen, Euphorie und ein unglaublich Phon intensiver Chor „Oh, wie ist das schön“ runden das Bild ab. Die Bande fühlt sich sauwohl und besticht durch absolute Spielfreude.

Nach „Lieber stehend Sterben“ ist vorerst Schluß mit „covern“. Frank kündigt die Vier bis dato noch unbekannten, eigenen Lieder der ENKELZ an. Der akustische Knaller in Sachen Fußball namens „Deutschland 2006“ macht den Anfang. Achimo im ENKELZ Fußball Dress mit – moderat formuliert – leicht schräger, sportiver Kopfbedeckung kickt eine überdimensionale, aufgeblasene „Pille“ ins Publikum, die das Ende des Liedes allerdings nicht erlebt. Aber keinesfalls als schlechtes Omen zu verstehen, werter Jürgen K..

„Ich hass´ Dich“, „Falsche Freundschaft“ und „Meine Welt“ mutet der Meute Einiges an stimmlicher Enthaltsamkeit zu, denn man/frau würde sooo gerne mitsingen, jedoch sind die Texte natürlich bei der Premiere noch (!) nicht bekannt. Das wird sich ändern, garantiert!

Im zweiten Durchgang darf die Meute dann schwitzen wie die Combo in Trautskirchen. Obwohl ENKELZ in erster Linie für „neuere Lieder“ stehen, hat es die kongeniale Kombination „älterer“ galaktischer Gassenhauer in sich. „Zehn Jahre“, „Stunde des Siegers“, „Wir ham noch lange nicht genug“, „Bomberpilot“, „Mexico“ und „Lack und Leder“ heizen die Stimmung auf totale Kraftwerk Energie an und hoch. Das Sicherheitsventil bläst den Überdruck im erneut intonierten „Oh, wie ist das schön“ ab.

Nach drei Zugaben und einer reinen Spielzeit von 2 Stunden und 40 Minuten neigt sich die Bremer Nacht zum dritten male einem erschöpften, aber gelungen glücklichem Ende zu.

Noch einmal Sinn entfremdet: Dies ist ein bunter Ort, weil ihr ihn dazu macht.... DANKE EUCH ALLEN!!

Wir laden unseren Kladderadatsch ein und trauen unseren Augen nicht auch nur annähernd. Totales Schneechaos in Reinkultur!

Wo sind die Straßen, wo, bitte schön ist die Autobahn? Sind wir überhaupt „drauf“? Eine Orgie in WEISS. „Das ist unsere Welt“. Und zwar für schliddernde 3 Stunden und 20 Minuten. Rekord im negativen Sinne.

Wir backen uns wohlgemut zehn gekochte Eier drauf. Was Anfang des Jahres wie ein großes Abenteuer beginnt, kann auch mit einem kleinen enden.

Prost Neujahr, und... „auf die nächsten Zehn“!

Knutzen